Alles über Rasensamen – Auswahl, Mischungen und Lagerung

Wer einen satten, dichten Rasen haben möchte, kommt am richtigen Saatgut nicht vorbei. Ob Neuansaat, Nachsaat oder spezielle Mischungen – die Wahl des Saatguts entscheidet darüber, wie schnell sich die Fläche entwickelt, wie widerstandsfähig sie ist und wie lange sie gesund bleibt.

Falls du nicht auf die Keimzeit warten möchtest, ist Rollrasen eine schnelle Alternative, bei der die Grünfläche innerhalb eines Tages nutzbar ist.

In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige rund um Rasensamen und Saatgut – von der Auswahl bis zur richtigen Pflege.

Rasenfläche planen und Standort prüfen vor der Saatgutwahl

Bevor du dich für eine Rasensaatgutmischung entscheidest, lohnt es sich, die geplante Fläche genau zu betrachten. Der spätere Erfolg hängt nicht nur vom Saatgut selbst ab, sondern auch davon, ob es zu Zweck, Standort und Pflegeaufwand passt.

Rollrasen im Herbst verlegen: Die ideale Jahreszeit mit Kühle und Feuchtigkeit

Halbschattige Flächen, die gleichzeitig aber auch Hitze ausgesetzt sind, brauchen angepasste Saatgutmischungen.

1. Zweck der Rasenfläche festlegen
Überlege dir, wie die Fläche genutzt werden soll:

  • Spiel- und Gebrauchsrasen für Familien und Haustiere → robust, trittfest
  • Zierrasen für repräsentative Flächen → feine, dichte Narbe, hoher Pflegeaufwand
  • Schattenrasen für Flächen unter Bäumen oder Gebäuden → spezielle, lichttolerante Mischungen

2. Lichtverhältnisse einschätzen
Gräser brauchen Licht – auch Schattenmischungen benötigen mindestens 60 % Lichtausbeute. Prüfe, wie lange die Fläche täglich besonnt wird und ob Bäume oder Gebäude längere Schatten werfen.

3. Geländeform berücksichtigen
Hanglagen sind anfälliger für Ausschwemmungen bei Starkregen. Hier kann Rollrasen eine gute Alternative sein, da er schneller verwurzelt und stabiler liegt.

4. Pflegeaufwand realistisch einschätzen
Ein Zierrasen erfordert mehr Schnitt, Bewässerung und Düngung als ein strapazierfähiger Gebrauchsrasen. Wähle deine Mischung so, dass sie zu deinem Zeitbudget und Pflegewillen passt.

Übliche Rasengräser

Rasensamen sind fast immer Mischungen verschiedener Gräserarten. Jede Art bringt besondere Eigenschaften mit, die in Kombination für einen belastbaren, schönen und langlebigen Rasen sorgen. Die Auswahl entscheidet darüber, wie schnell dein Rasen keimt, wie dicht er wächst und wie gut er Belastung standhält.

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne)

  • Keimt sehr schnell (5–7 Tage)
  • Extrem trittfest und regenerationsfähig
  • Ideal für Spiel-, Gebrauchs- und Sportrasen

Wiesenrispe (Poa pratensis)

  • Bildet unterirdische Ausläufer, schließt Lücken
  • Sehr langlebig und belastbar
  • Keimdauer: 14–21 Tage – oft mit schnelleren Arten kombiniert

Rohrschwingel (Festuca arundinacea)

  • Tiefwurzelnd, hitze- und trockenheitsresistent
  • Geeignet für schwierige Standorte und Trockenlagen
  • Etwas gröbere Blätter

Rotschwingel-Arten (Festuca rubra)

  • Feine, dichte Narbe, sehr schnittverträglich
  • Geringer Nährstoffbedarf
  • Häufig in Zierrasen und pflegeleichten Flächen

Lägerrispe (Poa supina)

  • Sehr schattenverträglich und trittfest
  • Gut für stark beanspruchte Flächen in halbschattigen Lagen

Rollrasen besteht aus unterschiedlichen Gräser-Mischungen, um ihre Vorteile zu kombinieren und Nachteile auszugleichen.

Praxis-Tipp:
Die meisten Saatgutmischungen kombinieren mehrere dieser Arten, um Keimgeschwindigkeit, Belastbarkeit und Optik optimal auszubalancieren.

Saatgutmischungen – Überblick

Die Wahl der richtigen Saatgutmischung entscheidet maßgeblich über Qualität und Lebensdauer einer Rasenfläche. Dabei unterscheidet man verschiedene Standards und Herkunftsformen:

RSM-zertifiziertes Saatgut – Vorteile & Kontrolle

Das RSM-System (Regel-Saatgut-Mischungen) legt verbindlich fest, welche Arten und Sorten in einer Mischung enthalten sein dürfen.

Im Fachhandel erhältliches Saatgut ist in Deutschland sehr häufig RSM-zertifiziert, um Qualität, Sortenreinheit und Keimfähigkeit zu gewährleisten. Hierzu gibt es eine standardisierte Deklaration.

Vorteile:

  • Geprüfte Herkunft und Sortenreinheit
  • Hohe Keimfähigkeit
  • Optimale Anpassung an den vorgesehenen Einsatzbereich

Gebietseigenes Saatgut – für ökologische Projekte

Gebietseigenes Saatgut wird aus regionalen Beständen gewonnen und ist an die heimischen Bedingungen angepasst. Es wird vor allem in ökologisch sensiblen Bereichen eingesetzt – z. B. für Renaturierungen, Straßenböschungen oder Ausgleichsflächen.

Regio-Saatgut – regional angepasst

Regio-Saatgut ist nicht zwingend gebietseigen, aber für bestimmte Regionen zusammengestellt. Es berücksichtigt Klima, Bodenverhältnisse und typische Vegetation.

Mischungsaufbau – warum mehrere Arten kombiniert werden

Einzelne Grasarten haben unterschiedliche Eigenschaften. In einer Mischung wird die Stärke jeder Art genutzt:

  • Schnell keimende Arten (z. B. Lolium perenne) sorgen für zügige Begrünung.
  • Langlebige, ausläuferbildende Arten (z. B. Poa pratensis) sichern dauerhafte Narbendichte.
  • Spezialisten (z. B. Poa supina für Schatten) ergänzen bei besonderen Bedingungen.

Auswahl der Saatgutmischung

Hat man einen Überblick über die möglichen Mischungen, geht es an die konkrete Auswahl. Dabei spielen Zweck, Standort und Bodenbeschaffenheit eine Schlüsselrolle.

Neuansaat vs. Nachsaat – Unterschiede & Einsatz

  • Neuansaat: Für die erstmalige Anlage einer Fläche oder nach kompletter Sanierung. Enthält meist langsamere, langlebige Arten für eine stabile Narbe.
  • Nachsaat: Für die Reparatur bestehender Flächen. Enthält schnell keimende Arten, um Lücken rasch zu schließen.
Saatgut in der empfohlenen Menge auf die Rasen-Lücken ausbringen und ständig, auch nach der Keimung, feucht halten.

Um Lücken zu schließen gibt es im Fachhandel Regenerationssaatgut nach RSM 3.2, die aus schnell-keimenden Sorten bestehen.

Die richtige Mischung für den Standort

  • Sonnig & trocken → hitze- und trockenresistente Arten wie Rohrschwingel oder spezielle Weidelgrassorten
  • Schattig & feucht → schattenverträgliche Arten wie Lägerrispe oder feinblättrige Rotschwingel
  • Stark belastet → robuste, regenerationsfähige Arten wie Deutsches Weidelgras und Wiesenrispe
  • Zier- und Sportrasen → feine, niedrig wachsende Arten mit dichter Narbe

Passung zu Bodentyp & Nutzung

Nutzung: Spielrasen, Sportrasen, Zierrasen – jede Mischung ist auf Belastung, Optik und Pflegeaufwand abgestimmt

Sandige Böden → tiefwurzelnde Arten, um Wasser besser zu halten

Lehmige Böden → robuste Arten, die Staunässe vertragen

Nutzung: Spielrasen, Sportrasen, Zierrasen – jede Mischung ist auf Belastung, Optik und Pflegeaufwand abgestimmt

Richtige Rasenneuanlage

Eine erfolgreiche Rasenneuanlage beginnt mit der richtigen Vorbereitung.

  • Bodenvorbereitung: Entferne Unkraut, Steine und grobe Pflanzenreste. Der Boden sollte locker, feinkrümelig und eben sein. Ein pH-Wert zwischen 5,5 und 7,0 ist für die meisten Rasenmischungen ideal. Falls nötig, den pH-Wert durch Kalken oder Schwefeln anpassen und Nährstoffversorgung anhand einer Bodenanalyse optimieren.
  • Beste Aussaatzeitpunkte:
    • Frühjahr (April–Mai): Schnellere Keimung durch steigende Temperaturen, jedoch höhere Unkrautkonkurrenz.
    • Herbst (August–September): Weniger Unkrautdruck, gleichmäßige Feuchtigkeit, optimale Wurzelentwicklung vor dem Winter.

Pflege nach der Aussaat

Die ersten Wochen nach der Aussaat sind entscheidend für die Etablierung des Rasens:

  • Wässern: Gleichmäßig feucht halten, ohne Staunässe. In Trockenphasen mehrmals täglich kurz wässern, statt einmal stark.
  • Mähen: Erster Schnitt bei ca. 8–10 cm Wuchshöhe, Schneidwerk scharf halten, um Jungpflanzen nicht auszureißen.
  • Düngen: Startdünger mit hohem Phosphoranteil fördert die Wurzelbildung. Nach 6–8 Wochen Folgegabe mit ausgewogenem NPK-Dünger.
  • Schonung: In den ersten 6–8 Wochen möglichst nicht betreten, um die jungen Triebe nicht zu beschädigen.
  • Schutz: Bei Vogelfraßgefahr kann ein Vlies helfen. Bei Starkregen eventuell mit feinem Sand leicht abdecken, um Verschlämmung zu verhindern.
Mit automatischen Beregnern kann man den Rasen im Sommer gießen.

Das ausgebrachte Saatgut sollte besonders in den ersten Wochen feucht (aber nicht nass) gehalten werden.

Lagerung & Haltbarkeit

Saatgut ist empfindlich und verliert bei falscher Lagerung schnell an Keimfähigkeit:

  • Optimale Bedingungen: Trocken, kühl (5–15 °C), dunkel und luftdicht verpackt.
  • Keimfähigkeit erhalten: Innerhalb von 2 Jahren verbrauchen, da die Keimrate jährlich um 10–15 % sinken kann.
  • Umgang mit Restmengen: Reste in luftdichte Behälter oder gut verschlossene Originalverpackung geben und trocken lagern. Keine Lagerung in feuchten Kellern oder in direkter Sonneneinstrahlung.

Alternative: Blumenwiesen & Kräuter

Blumenwiesen und Kräutermischungen sind nicht nur optisch ein Gewinn, sondern auch ökologisch wertvoll:

  • Vorteile & Einsatzgebiete:
    • Weniger Pflegeaufwand als klassischer Rasen
    • Längere Blütezeit, hohe Attraktivität für Insekten
    • Besonders geeignet für extensiv genutzte Flächen, Böschungen und Hanglagen, da tiefwurzelnde Pflanzen den Boden stabilisieren
Wildwiesen anlegen ohne Umgraben: Wildblumenwiesen auf herkömmlichen Rasen anlegen.
  • Pflegeleichte Alternative: Zwei- bis dreimal im Jahr mähen reicht meist aus. Kein ständiges Kurzhalten nötig.
  • Beitrag zur Biodiversität: Bietet Lebensraum und Nahrung für Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber.

Ähnliche Beiträge

Bilder von Walter Schwab

Photo by Hamed Taha on Unsplash

Schreibe einen Kommentar